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Diabetes bei Katzen und Hunden

Das Tiergesundheutszentrum Pöseldorf informiert.

Diabetes ist kein rein „menschliches“ Thema und viel häufiger, als man vermuten würde, kommt es auch bei unseren beliebtesten Haustieren vor: Laut Fachliteratur sind in Deutschland ca. 40.000 Katzen und Hunde zuckerkrank. Doch was genau ist Diabetes mellitus, wie macht sie sich bemerkbar, bei welchen Tieren tritt sie auf, wie wird die Diagnose gestellt, welche Folgeschäden sind möglich und vor allem, wie ist sie zu behandeln?
Hier bekommen Sie die Antworten zu den wichtigsten Fragen.

Was ist Diabetes mellitus und wie entsteht die Krankheit?

Bevor der Körper die tägliche Nahrung verwertet, wird sie im Darm in ihre Einzelteile zerlegt. Dabei werden die Kohlehydrate in Zucker (auch Glukose genannt) umgewandelt, vom Darm aufgenommen und ins Blut abgegeben. Dort versorgt der Zucker alle Körperzellen mit Energie. Dazu brauchen die Zellen, beim Tier genauso wie beim Menschen, das Hormon Insulin, sonst können sie den Zucker gar nicht aufnehmen.
Es wird in der Bauchspeicheldrüse produziert, von dort ins Blut abgegeben und in alle Körperzellen transportiert.

Produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin (wie beim Typ 1-Diabetes), können die Zellen den Zucker aus dem Blut nicht aufnehmen, also auch nicht in Energie umwandeln und der Blutzuckerspiegel steigt an.
Das hat zur Folge, dass die Zuckermoleküle in den Urin übertreten und dabei viel Wasser mit sich ziehen.
Das lässt die Tiere sehr oft urinieren und, um den Wasserverlust auszugleichen und den einhergehenden Durst zu löschen, sehr viel trinken.

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Wie beim Menschen gibt es auch beim Tier 2 Formen von Diabetes mellitus.
Typ 1-Diabetes oder juveniler Diabetes:
Hier bilden die Tiere von selbst gar kein Insulin. Sie benötigen unbedingt eine Insulin-Therapie, schlichtweg um zu überleben.

Typ 2-Diabetes oder Alters-Diabetes:
Hier bildet die Bauchspeicheldrüse zwar Insulin, aber nicht genug, um alle Zellen des Körpers zu versorgen, oder die Wirkung des Insulins ist gehemmt. Auch hier, wie beim Typ 1-Diabetes, ist eine Behandlung mit Insulin die beste Behandlung.

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Wie erkennt man Anzeichen von Diabetes beim eigenen Tier?

Tiere mit Insulinmangel trinken unheimlich viel, setzen sehr häufig Urin ab, sie fressen viel, haben regelrechte „Heißhungeranfälle“ und verlieren dabei trotzdem an Gewicht. Außerdem scheinen sie matt, fast lethargisch und schwach, und in manchen Fällen treten sogar Lähmungserscheinungen in den hinteren Gliedmaßen oder am Schwanz auf.

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Bei welchen Tieren tritt Diabetes auf?

Prinzipiell kann jeder Hund und jede Katze an Diabetes erkranken. Und das in jedem Lebensalter, am Häufigsten aber, wenn sie auf das letzte Drittel ihres Lebens zugehen. Bei Hunden tritt es bei unkastrierten Hündinnen öfter auf als bei Rüden. Denn hier steht die Erkrankung im Zusammenhang mit dem Sexualzyklus – eine Kastration der Hündin macht die Behandlung mit Insulin überflüssig.

Als besonders anfällige Rassen gelten Terrier, Dackel, Pudel und Spitz. Aber wie beim Menschen auch spielt auch die genetische Veranlagung eine Rolle, ebenso andere Krankheiten und der „Lebenswandel“, also Stress, zu fett- und zuckerreiche Nahrung, Bewegungsmangel und Übergewicht.

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Wie sieht die Diagnose beim Tierarzt aus?

Wenn Sie eines oder mehrere der oben genannten Symptome bei Ihrem Tier entdecken, sollten Sie schnell einen Termin zur Blutentnahme bei uns ausmachen. Diese Termine liegen immer so früh am Morgen wie möglich, denn Ihr Tier sollte unbedingt nüchtern sein, um die Werte nicht zu verfälschen. Die letzte Mahlzeit vor der Blutentnahme sollte also spätestens gegen 16 Uhr des Vortages geben werden.

Außerdem sorgen wir für eine liebevolle und stressfreie Atmosphäre, denn wenn Ihr Tier sehr nervös wird, werden Stresshormone freigesetzt, die den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben und so den Wert verfälschen können. Stellen wir einen erhöhten Blutzuckerspiegel fest, ist dies ein erstes Indiz; trotzdem machen wir noch weitere Tests. Dabei stellen wir fest, ob sich Zucker im Urin befindet und ob Ihr Tier noch weitere Gesundheitsprobleme hat. Gerade Tiere in mittleren Jahren oder älter können, wenn sie Diabetes haben, z.B. auch an einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse, an Harnwegsinfektionen oder Infektionen der Haut leiden.

Wir bestimmen die Werte der Tests innerhalb von Minuten in unserem hauseigenen Labor!
So haben Sie gleich Gewissheit und wir können direkt mit der richtigen Behandlung beginnen.

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Welche Folgeschäden sind möglich?

Eines vorweg: Diabetes muss IMMER, FRÜH UND SCHNELL behandelt werden. Entweder, wie bereits beschrieben, bei unkastrierten Hündinnen mit einer Kastration oder mit einer Insulintherapie.
Unbehandelt und fortgeschritten ist Diabetes eine sehr gefährliche Erkrankung, die beim Tier massive Folgeschäden verursacht, wie Erbrechen, Durchfall, Harnwegsinfekte, Austrocknung, erhöhte Thromboseneigung oder Linsentrübung bis hin zur Erblindung. Sind Katzen schwer erkrankt und werden nicht behandelt, können Nervenschäden mit Bewegungsstörungen, Schock und Gelbsucht kommen, die im diabetischen Koma und im Tode enden können.

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Wie wird Diabetes behandelt? Wie sieht eine Insulintherapie aus?

Diabetes ist zwar in den meisten Fällen nicht heilbar, aber sehr gut beherrschbar: Rechtzeitig erkannt und richtig therapiert kann Ihr Tier auch mit Diabetes relativ normal und glücklich leben. Bei Hunden ist Diabetes nur in sehr seltenen Fällen reversibel, z.B. wenn er durch eine Hormonstörung ausgelöst wird, wie bei unkastrierten Hündinnen oder bei Hunden mit dem Morbus Cushing Syndrom (ein Tumor in der Hirnanhangdrüse, der zu viele Peptidhormone produziert). Doch leider bleibt er auch dann in den meisten Fällen bestehen.

Bei Katzen zeigt sich die Situation etwas anders: Wird die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert und behandelt, kann sie sich innerhalb der ersten 12 Monate nach der Diagnose zurückbilden.

Generell sieht die Behandlung bei Hunden und Katzen mit Insulin immer gleich aus: Das Insulin wird den Tieren vom Besitzer als Spritze unter die Haut (subkutan) verabreicht. Hunde mit Diabetes sprechen auf Medikamente in Tablettenform gar nicht an. Einige Katzen können auf blutzuckersenkende Tabletten, wie sie auch dem Menschen verschrieben werden, ansprechen, doch der Erfolg ist meist nur von kurzer Dauer.

Darum: Kleiner Piekser, große Wirkung.
Damit haben die meisten Tierbesitzer, da sie ihr Tier ja zuhause selbst behandeln, zunächst Probleme oder Hemmungen.. Und auch das Tier mag den kleinen Stich nicht besonders. Doch wir zeigen Ihnen ganz genau, wie es geht, und nach einiger Zeit und Übung ist es für Sie und Ihr Tier zur Routine geworden. Nur nicht aufgeben!

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Alles Wichtige auf einen Blick:

  • Die Medikamentierung:
    Wir empfehlen Ihnen nach der exakten Diagnose das richtige Insulin und legen die Dosis und die Häufigkeit / den Zeitpunkt der Insulingabe genau fest. Denn jedes Tier benötigt seine ganz individuelle Dosis, die von uns durch Kontrolluntersuchungen ermittelt wird.
  • Das richtige Spritzen von Insulin:
    Das Aufziehen der Spritze: Verwenden Sie ein trübes Insulinpräparat, rollen Sie es vor dem Aufziehen in die Spritze ca. eine Minute in der Hand hin und her. Bei einem klaren Präparat ist das nicht notwendig. Ziehen Sie die exakte, benötigte Menge (auf keinen Fall mehr oder weniger) in die neue, unbenutzte Insulinspritze auf und achten Sie dabei darauf, dass Luftbläschen in der Spritze durch Schnippen an die Spritze nach oben steigen und vor dem Spritzen des Tieres herausgedrückt werden.
  • Das Lagern von Insulin:
    Da Sie Ihr Tier zu Hause selbst behandeln, sollten Sie immer genug Insulin vorrätig haben. Am besten Lagern Sie es aufrecht stehend in der Kühlschranktür. Wird es bei Raumtemperatur gelagert, verliert es seine Wirkung. Auch wenn es gefriert oder sehr großer Hitze ausgesetzt wird, sollten Sie neues Insulin besorgen.
  • Das Spritzen Ihres Tieres:
    Eine Desinfektion (z.B. mit Alkohol) der Hautstelle, in die Sie die Spritze setzen wollen, ist nicht nötig. Und dann machen Sie es so, wie wir es Ihnen zuvor in der Praxis gezeigt haben: Sie nehmen einfach eine kleine Hautfalte des Tieres zwischen Daumen und Zeigefinger. Die eher kurze Nadel der Insulinspritze setzen Sie dann ca. im 45°-Winkel unter Ihren Fingern an und stechen sie so weit wie möglich in die Haut. Erst dann drücken Sie den Kopf der Spritze, damit das Insulin austritt. Und erst dann, wenn die Spritze völlig leer ist, ziehen Sie die Nadel vorsichtig, aber nicht zu langsam wieder heraus. Falls Sie Probleme damit haben, kommen Sie jederzeit mit Ihrem Tier bei uns vorbei, wir üben mit Ihnen so lange, bis es klappt!
  • Wenn die Dosis zu hoch ist:
    Wird dem Tier zu viel Insulin gespritzt, sinkt der Blutzuckerspiegel sehr stark ab und Ihr Tier kann Anzeichen von Schwäche zeigen, es kann torkeln oder sogar krampfartige Anfälle bekommen. Falls Sie den verdacht haben, der Blutzucker ist zu niedrig, versuchen Sie zunächst, Ihr Tier sofort zu füttern. Will es nicht fressen, ziehen Sie in Wasser gelösten Zucker in eine Spritze und geben es ihm ins Maul. Erst dann sollten Sie Ihr Tier zum Tierarzt oder in die Tierklinik bringen, da jede Verzögerung oder Stress den Zustand Ihres Tieres verschlechtern kann.
  • Andere, weniger unmittelbare Symptome:
    Einige Tiere schlafen mehr als gewohnt. Andere Tiere können die gleichen Symptome wie bei einer Unterdosierung zeigen. Dieser Zustand kann mehrere Tage dauern. Die häufigste Ursache für eine Überdosierung ist entweder, dass Ihr Tier mehr Insulin als benötigt bekommt oder z.B. dass der Diabetes bei einer Katze rückläufig ist, sie aber trotzdem noch das Insulin bekommt.
  • Wenn die Dosis zu niedrig ist:
    Ist die Dosis zu niedrig, bestehen die gleichen Symptome wie vor der Diagnose, also häufiges Trinken und Urinieren Fresslust und gleichzeitige Gewichtsabnahme). Das kann entweder daran liegen, dass Ihr Tier mittlerweile eine höhere Dosis Insulin benötigt oder dass die Spritze bei der Medikamentengabe nicht exakt sitzt. Darum kann es sein, dass wir Sie bitten, uns noch mal zu zeigen, wie Sie das Tier spritzen.
  • Wenn eine Insulingabe verpasst wird:
    Auf keinen Fall bei der nächsten Insulingabe das Doppelte geben! Sollte tatsächliche eine Insulingabe vergessen worden sein oder beim Spritzen etwas schief gegangen sein, ist es unbedenklich und Sie geben geben einfach bei der nächsten Insulingabe die vorgeschriebene Dosis.
  • Wenn das Tier nicht frisst oder erbricht:
    Auf jeden Fall sofort bei uns anrufen oder, falls wir ausnahmsweise nicht erreichbar sind, sofort in eine nahegelegene Tierklinik fahren. Ein diabetisches Tier, das nicht fressen kann oder will, ist von Ihnen zuhause nicht zu behandeln.

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Die richtige Ernährung bei Diabetes

Zusätzlich zur Insulintherapie sollten Sie eine Ernährungsumstellung bei Ihrem Tier durchsetzen. Denn das Idealgewicht für ein Tier mit Diabetes ist ein „normales“ Gewicht. Ganz einfach gesagt: Ist Ihr Tier zu dick, muss es abnehmen; ist es zu dünn, muss es zunehmen. Dann wirkt Insulin am besten. Übergewicht ist ein die Krankheit verstärkender Risikofaktor und muss schonend (in einem Zeitraum von 2-4 Monaten) abgebaut werden. Die Kost sollte proteinreich und Kohlehydrate arm sein und bei Hunden auf 2 feste Tageszeiten mit je gleicher Futtermenge verteilt werden. Bei Katzen möglichst über mehrere, kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt.

Bei uns in der Praxis bekommen Sie Tipps über alle Firmen, die Futtermittel speziell für diabetische Hunde und Katzen entwickelt haben. Gemeinsam mit Ihrem Tier finden wir das Futter heraus, das ihm auch wirklich schmeckt.

Außerdem ganz wichtig: Pfoten weg von Kuchen, Süßigkeiten, Trauben- oder Milchzucker!
Dafür erlaubt: Genug Bewegung für Ihr Tier. Denn Bewegung verbessert die körpereigene Kontrolle des Blutzuckers.

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Kontrolle ist besser...

Wir empfehlen Ihnen, den Blutzucker Ihres Tieres regelmäßig zu kontrollieren. Das geht bei Ihnen zu Hause oder bei uns in der Praxis. Und ein- bis zweimal jährlich empfehlen wir eine komplette Blut- und Urinuntersuchung, um eventuell durch den Diabetes verursachte Infektionen oder Organerkrankungen frühzeitig zu erkennen und sie zu behandeln.

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Informationen zum Download

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